Klimagerechte Sanierung im Bestand
Darum geht es:
Die Wohnanlage in der Mooswiesenstraße mit 125 Wohnungen in 13 Gebäuden wurde 1972 in teilvorgefertigter Betonkonstruktion errichtet. Der Dämmstandard war mit 2 cm (Längsfassaden Innendämmung, Stirnfassaden Kerndämmung) minimal. 1980 wurde aufgrund bauphysikalischer Probleme eine hinterlüftete Fassade mit 4 cm Wärmedämmung geschützt durch Faserzementplatten nachgerüstet. Im Jahr 2020 mussten aufgrund sich lösender Befestigungen umfassende Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden, gleichzeitig begannen die Planungen für die Generalsanierung der Fassade.
Eckpunkte der Planung und Ausführung der energetischen Gebäudesanierung
Energetische Sanierung
Die bestehende Wohnanlage wird durch eine Ölzentralheizung über ein Nahwärmenetz beheizt, die Warmwassererzeugung erfolgt dezentral über Durchlauferhitzer. Der Wärmeerzeuger wurde ersetzt durch eine Grundwasser Wärmepumpe (Gas-Brennwert als Spitzenlastkessel) Die Effizienz der Energieversorgung hängt unmittelbar mit der Reduktion der Wärmeverluste zusammen, sodass die Entscheidung für eine hoch dämmende Wandkonstruktion konstituierender Bestandteil des Energiekonzeptes ist. Die neue hinterlüftete Fassade hat einen U-Wert von 0,10 W/m2K
Die Flachdächer der Anlage wurden mit PV 700 m2 PV- Elementen belegt. Der Strom wird im Mieterstrommodell von den Mietern genutzt.
Baukultureller Kontext
Die seriell als offener Baukasten entwickelte Anlage ist Grundlage des Sanierungskonzeptes. Die Fassade lässt sich in zwei Strukturelemente gliedern – die Lochfassaden und die Fassadenteile mit Balkonen. Die Bauteile werden baukonstruktiv getrennt behandelt, alle Übergänge und Anschlüsse werden systematisch typisiert und sind somit bei allen 13 Baukörpern anwendbar. Daraus resultiert eine Ästhetik, die die strukturellen Vorgaben interpretiert und verstärkt.
Materialökologie
Die Reduktion des Materialbedarfs resultiert in diesem Fall schon aus der Tatsache, dass in die Bestandskonstruktion keine zusätzlichen Lasten eingeleitet werden können.
– Reduktion des Lasteintrages durch Verwendung von Trapezblech aus Aluminium
– Materialreduzierte Unterkonstruktion aufgrund der geringen Lasten
– Einleitung der Lasten geschoßweise über punktuelle Halterungen („Isolinks“)
Sowohl Bleche wie auch die punktuell befestigte Dämmung können bei Abbau sauber getrennt werden und an anderer Stelle wieder zum Einsatz kommen.
Ökonomie
Die Maßnahme wurde sowohl von der KfW (EH 70) und der Stadt München (FES-Programm) gefördert. Insgesamt wurden von den Gesamtkosten in Höhe von ca. 11 Millionen Euro 35 %
gefördert.
Energetische Bilanz der gesamten Anlage
Der jährliche Endenergiebedarf (Heizung) vor der Sanierung betrug 700.000 kWh (Öl), damit verbunden war ein CO2-Ausstoß von 210 Tonnen CO2
Der jährliche Endenergiebedarf (Heizung) nach der Sanierung beträgt beträgt 80.000 kWh (Strom), damit verbunden ist ein CO2 Ausstoß von 40 Tonnen CO2
Mehr Infos zum Thema im Vortrag von Prof. Clemens Richarz unter:
https://www.youtube.com/watch?v=2zKjCaYPwjc